Gemeinnütziger Nestbau von Pro Meißen e.V. wurde besiedelt / Naturoase Schule und Sportplatz
Der Falke wusste nicht, dass der Platz für eine Eulenfamilie gedacht war. Und letztlich waren auch die Menschen, die den Nistkasten eingebaut hatten, damit zufrieden, dass Herr Falke seine Frau von dem wunderbar ausgestatteten Nest überzeugt hatte.
Sie zogen ein und sind nunmehr seit 2015 stolzer Besetzer des Gemeinnützigen Nestbaus im Giebel der Meißener Grundschule.
Obwohl auf dem Gelände der Schule pausenlos etwas los ist, Autos hin und her fahren, die Rentnerband Arbeiten ausführt, Sport gemacht wird und auch schon mal kräftig gefeiert wird, fühlen sich Falkens offenbar sehr wohl, denn sie brüten schon seit mehreren Jahren dort. Vielleicht ist es ja für die Falkenfamilie so wie bei uns mit dem Fernsehen. Wie auch immer, sie sitzen in ihrem „Falkenloch“ und schauen dem Treiben zu. Übrigens manchmal auch außerhalb der Brutsaison. Turmfalken sind in unseren Regionen zumeist Standvögel und nutzen ihre Nester manchmal auch als Winterquartier.
Während der Brutzeit gibt es bei Falkens eine ‚klassische‘ Familienaufteilung. Der Vater sorgt für Futter, die Mutter hält die 3 – 7 Vogeleier warm und das Nest sauber. Nur ganz selten übernimmt Herr Falke für kurze Zeit das Brüten. Sobald der Nachwuchs nach etwa vier Wochen schlüpft, sieht man ein reges Ein- und Ausfliegen am „Falkenloch“. Beide Elternteile jagen das Futter für die jungen Vögel. Sie sind sehr fürsorglich und achten ganz besonders auf gerechte Verteilung der Nahrung. Somit kommt es auch nur selten zu Aggressionen zwischen den jungen Geschwistervögeln.
Etwa 30 Tage später verlassen die Jungfalken das Nest und werden noch etwa einen Monat lang von den Eltern gefüttert.
In der Zeit gehen sie bei den Eltern in die „Flugschule“. Sie erlernen den berühmten ‚Rüttelflug‘ und den Sturzflug.
Bei einer Geschwindigkeit von etwa 200 km/h im Sturzflug ist eine gute Bremstechnik sicherlich von Vorteil! Gut also, dass sie in Meißen zur Schule gehen, wo schon so viele Schüler etwas für’s Leben gelernt haben J.
Im letzten Jahr (2016) wurden die Falken des Öfteren bei der Flugschule beobachtet und die Begeisterung der Beobachter hält nachhaltig vor. Es war ein ganz besonderes Erlebnis, dass immer noch leuchtende Augen und einen verzückten Gesichtsausdruck hervorruft.
Im Frühjahr 2017 sollte eine Kamera in das Nest eingebaut werden, damit die Vögel bei der Aufzucht beobachtet werden können. Als jedoch der Nistkasten geöffnet wurde, schauten den ‚Kamera-Mann‘ zwei ängstliche Falkaugen an. Sofort wurde die Klappe wieder geschlossen und die Kamerasache auf ‚nach der Brut‘ verschoben.
Normalerweise brüten die Falken ab April. Aber dieses Jahr (2017) war wohl alles etwas früher.
Als ich von unserem besonderen „Meißener Bürger“ erfuhr und aus großer Entfernung ein erstes Handyfoto machte, war es schon Ende Mai.
Ich fuhr morgens, mittags, nachmittags, abends hin und setzte mich mit schussbereiter Kamera auf die Lauer. Aber der Falke mochte nicht von mir fotografiert werden. Ich sah ihn kein einziges Mal.
Ich lernte viele, nette Leute kennen, die mich sogar per Email auf dem Laufenden hielten, ihn aber auch nicht sahen. Es war wohl zu spät.
Die Falken waren in diesem Jahr schon ausgeflogen.
Durch diese Fotoaktion stieg meine Hochachtung vor Naturfotografen, die stunden-, tage-, wochenlang ausharren, dabei sicherlich nicht wie ich einnicken (wer schon einmal ziemlich lange auf ein dieselbe Stelle geschaut hat, weiß wovon ich rede).
Ich unternahm Wachhalte-Spaziergänge auf dem Schulgelände und stellte fest, dass es nicht nur wunderbar gepflegt ist, sondern auch ein herrliches Areal für viele Vogelarten ist. Viele Schwalben brüten hier und sorgen für ein reges Treiben in der Lust, während Amsel, Meisen, Finken und Co. Rast auf dem Maibaum machen, um von dort aus ihre Futterplätze anzufliegen. Nur den Falken sah ich nicht.
Aber Gottseidank hatte ein ‘Pro Meißener‘ eine Kamera zur Hand als der Falke im „Falkenloch“ einflog und machte superschöne Fotos von unserem „Falk von Meißen“
Fotos: Susi Menzel / Privat
Text: Susi Menzel, Juni 2017
Steckbrief: Turmfalke (Falco tinnunculus)
- Falken bauen keine eigenen Nester
- Die Paare bleiben ein Leben lang zusammen
- 3 – 7 Eier ab ca. Mitte April
- Brutzeit: 27 -29 Tage
- 33 Tage Nestlingszeit
- weitere 30 Tage Fütterung der Jungen bis sie selbstständig jagen können und das Revier der Eltern verlassen
- Nahrung: vorwiegend Wühlmäuse und Mäuse
- Sein Jagdrevier ist ca. 200 Hektar groß und kann in schlechten Jahren u.U. bis 13 km entfernt sein
- Alter: bis 18 Jahre ist durch Beringung dokumentiert
- Geschwindigkeit:
- Normalflug 25 - 30 km/h
- Gleitflug ca. 65 km/h
- Sturzflug ca. 200 km/h
- Falken gehören zu den Kulturfolgern
Quellen: Wikipedia, www.brodowski-fotografie.de und www.mäusebussard.net