Vom Meißener Bruch bis zur ehemaligen Schule

02.Juli 2011: Schnatgang vom Meißener Bruch zur ehemaligen Grundschule

 

Eine große Schar interessierter Bürgerinnen und Bürger versammelten sich im Meißener Bruch, um am alljährlichen Schnatgang des Ortsheimatpflegers Karl Heinz Drees teilzunehmen. Die erste Frage nach der Bedeutung des Wortes „Schnatgang“ konnte angesichts der nahen Grenze der ehemaligen Gemeinde Meißen hier natürlich besonders gut erläutert werden.

 

Aus dem im Urstromtal der Weser befindliche Horizontalbrunnen wird aus einer Tiefe von 11 Metern ein Fünftel des in der Stadt Minden benötigten Trinkwassers gefördert, was dazu führt, dass nahezu der gesamte Stadtbezirk Meißen zum Wasserschutzgebiet erklärt wurde.

 

Der am Nordhang des Wesergebirges entspringende Osterbach verläuft in seiner knapp 10 Kilometer Länge quer durch Meißen. Er verlässt das Gemeindegebiet nahe der Grille und markiert hier mit einer Höhe von etwa 41 Meter über dem Meeresspiegel den tiefsten Punkt Meißens. Auf einer Länge von 175 Metern  wurde 2008 eine naturnahe Umgestaltung des Baches vorgenommen.

 

Erinnerungen wurden wach, als einer der Zeitzeugen berichtete, wie das Hochwasser im Jahr 1946 die gesamte Niederung um den Ortsteil Südbruch unter Wasser setzte und somit der Burgweg mit seinen Nebenstraßen zur Insel wurde. Das Faltboot eines Anwohners, Wannen und sonstige schwimmfähige Hilfsmittel dienten der Versorgung der Anwohner mit dem Nötigsten.

 

Der Ortsteil Südbruch erlebte seine Blütezeit und stärkste Wachstumsperiode Ende des 19. Jahrhunderts. Die Eisenbahn zog zahlreiche Arbeitskräfte an, die in der Nähe des Bahnhofs ihre Häuser bauten. Das Adressbuch aus dem Jahr 1900 zeigt auf, dass zu dieser Zeit jedes sechste Haus Meißens im Ortsteil Südbruch stand und dort zwei Drittel der Haushaltsvorstände bei der Bahn beschäftigt waren.

 

Die heutige Straße Südbruch war zu jener Zeit jedoch nur ein schmaler Wirtschaftsweg mit einer Breite weniger als vier Meter, der zum Leidwesen aller über einen Steg mit einer Breite von nur 1,26 Meter zur Provinzialstraße nach Bückeburg, der heutigen Grille, führte. Zahlreiche Klagen und Eingaben in den Jahren 1875 bis ins erste Jahrzehnt  des 20. Jahrhunderts führten schließlich zu einer Begradigung und Verbreiterung des Weges und später zu einem Ausbau zu einer Straße.

 

Eine stattliche alte Mooreiche konnte auf dem Hof Homeyer betrachtet werden. Der ehemalige Kötterhof mit der Kontributionsnummer 5 kann bis in das 17. Jahrhundert zurückverfolgt werden. In unmittelbarer Nachbarschaft entstand die Schachtanlage Notthorn, die 1930 in Betrieb ging und bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1958 das Bild Meißens entscheidend prägte. Heute stehen die noch erhaltenen Gebäude unter Denkmalschutz.

 

Herr Schmale, Vorsitzender des Polizei-Hunde-Verein Minden Meißen begrüßte die Besuchergruppe mit berechtigtem Stolz, denn der im Jahr 1976  gegründete Verein kann mit seinen weit über 100 Mitgliedern verfügt über 6.000 qm Übungsfläche und über ein stattliches Vereinsheim.

 

Ein Halt neben dem mit Hilfe von Sponsorengeldern neu gestalteten Spielplatz bedurfte einiger Bilder und Gleisskizzen, um die Stichworte „Haltestelle der Kreisbahn“, „Endstation der Straßenbahn“ und „Verladestation der Steinkohle“ zu verdeutlichen.

 

Mit der Inbetriebnahme des Streckenabschnittes der Schmalspurbahn von Minden nach Bad Nammen erhielt Meißen hier im Jahr 1918 einen Haltepunkt für den Personenverkehr und für die Verladung von Gütern. Die Personenbeförderung durch die Mindener Kreisbahn wurde bereits 1948 auf Busse verlagert. Der Rückbau der Güterverladung ging mit der Schließung der Zeche Meißen einher.

 

Die für Meißen so bedeutende Straßenbahnlinie hatte hier ebenfalls ihren Endpunkt. Von Dezember 1929 bis November 1956 hat sie in diesen schweren Jahren so manchen Arbeiter zu seinem Arbeitsplatz, so manche Marktfrau zum Markt nach Minden und so manchen Schüler zur weiterführenden Schule gebracht.

 

Der Weg der etwa 60 Teilnehmer führte schließlich durch das Wohngebiet Nelkenweg. Die in den Jahren 1968 bis 1972 gebauten sechs Wohnhäuser verfügen heute über 78 Wohnungen. Nach ihren in den letzten Jahren durchgeführten Modernisierungen bieten sie zahlreichen Familien eine Heimat.

 

Vorbei an der Kleingartenkolonie, die sich auf einem Teil des ehemaligen Geländes der Schulgärtens befindet gelangt die Gruppe zum Parkplatz gegenüber des Friedhofes, auf dem sich bis zum Jahr 1968 sogenannte „Behelfsheime“ befanden. Diese waren über zwei Jahrzehnte für zahlreichen Familien einfacher aber preiswerter Wohnraum.

 

Nur noch ein kurzer Weg bis zum Boulegarten auf dem Gelände der ehemaligen Schule, wo Vertreter vom Verein Pro Meißen e.V. mit Bratwurst und Getränken versorgten. Gepräche über vergangene Zeiten halfen, die niedrigen Temperaturen zu vergessen und sich bereits über den Verlauf des Schnatganges des nächsten Jahres Gedanken zu machen.  

 

Karl Heinz Drees

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern.