Clus - Geschichte und Geschichten einer Straße und ihrer Häuser

Nach der Broschüre über die Grille ist nun auch eine Abhandlung unter dem Thema 

"Clus - Geschichte und Geschichten einer Straße und ihrer Häuser" 

erschienen.

 

hier eine kleine Leseprobe.

Die gesamte bebilderte und etwa 40 Seite starke Broschüre ist über den Ortsheimatpfleger zu beziehen.

Der Ausdruck Klus bezeichnet in den Alpen ein Durchbruchstal und ist in der heimischen Region die Bezeichnung für eine alte, kleine Kapelle. Oft wurde diese, wie ein Bauernhaus, in Fachwerkbauweise erstellt. Es handelt sich hier um eine plattdeutsche Form von Klause, Klausur . Eine Klause entstand im Mittelalter an Helwegen, den Heerstraßen, und boten müden Reisenden und Wanderern sichere Unterkunft vor Wegelagerern und Strauchdieben.

Der Straßenname „Clus“ wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Straße zwischen Notthorn und der Landesgrenze im Osten vergeben. Im Laufe der Jahre wurde die Schreibweise geändert. Im Einwohnerverzeichnis von 1912 wurde Clus mit „C“ geschrieben, später muß dann die Schreibweise mit „K“ eingeführt worden sein. Bis 1938 ist in amtlichen Karten die heutige Clus mit „K“ geschrieben worden. Die erste Karte mit der Schreibweise „C“ stammt dann wieder aus der Nachkriegszeit (1948). Auch in den Akten der Schule Meißen änderte sich die Schreibweise um 1940 von „K“ auf „C“. 

Im Mittelalter war die heutige Clus ein Teil des Weges von Minden nach Hildesheim und so bedeutend wie heute eine Autobahn. Er hieß "Helweg up de Sandforde" und verband die Bistümer Minden und Hildesheim miteinander. Früher sollen entlang des Helweges sogar Römer und Franken in den Krieg gezogen sein.

Ob zu Fuß oder mit dem Wagen, die Reise muss anstrengend gewesen sein. Regen verwandelte den unbefestigten Weg in eine Schlammwüste, Trockenheit machte ihn knüppelhart. War die Spur unbefahrbar, suchte man sich daneben eine neue. Daher müssen wir uns den Helweg eher als einen Strang paralleler Wege vorstellen, die sich der Landschaft anpassten und keineswegs immer geradlinig verliefen.

Ende des 18. Jahrhunderts erteilte Freiherr vom Stein die Weisung, den Bau einer Chaussee durch Ostwestfalen vorzubereiten. Es sollte eine befestigte Land- und Poststraße von der Grenze zu Schaumburg-Lippe über das Fürstentum Minden und der Grafschaft Ravensberg bis zur Grenze nach Osnabrück hergestellt werden.  Im Herbst 1798 war der Abschnitt von der Clus im Osten bis zum Gut Weddigenstein weitgehend fertiggestellt.

Obwohl die „Cölln-Mindener-Eisenbahn“ bereits seit 1847 ihren Betrieb aufnahm und seit 1848 gemeinsam mit der „Hannoversche Staatseisenbahn“ den Bahnhof Minden nutzte begann erst vor gut einhundert Jahren der Bau von Häusern an der Clus. Die Erbauer waren überwiegend bei der Eisenbahn beschäftigt und schätzen die Nähe zum Bahnhof Minden. Um 1900 wohnten in zwei von drei Häusern Männer, die bei der Bahn beschäftigt waren.

Vom 29. Juli 1919 bis zur Stilllegung am 4. September 1922 fuhr das „Eilser Minchen“ quer durch den Bereich der alten Furth und dann nahezu parallel zur Clus. Etwa dort, wo heute das Haus „Alte Furth 2“ steht befand sich zu dieser Zeit ein Haltepunkt mit Fahrkartenverkauf. Frau Gartzke erinnert sich an Erzählungen wonach ihre Mutter Christine Deerberg, geb. Böke, und Mimmi Meier, geb. Hartmann  hier Fahrkarten an reisewillige Fahrgäste verkauften. 

Hier muss sicherlich auch als Besonderheit erwähnt werden, dass bis heute die Landesgrenze zu Niedersachsen durch die Grundstücke der Häuser Clus 41 bis 61 (Nordseite der Straße) verläuft. Eine gleiche Situation ist auch bei den Grundstücken Furthwinkel 8 und 10 sowie Alte Furth 21, 23 und 25 anzutreffen. Im Falle der Alten Furth 25 verläuft die Landesgrenze sogar mitten durch das Wohnhaus.

Vor dem Haus Clus 73 befindet sich ein Gedenkstein. Der unauffällige Sandstein soll an den Tod der Brüder Drogemeier (oder Drögemeier) aus Dankersen erinnern. Diese haben sich angeblich im 14. Jahrhundert um eine Frau derart gestritten, dass sie sich gegenseitig im Bereich des Gevatterfeldes  während der Feldarbeit erschlagen haben. Eine Familie Drögemeier ist im 17. Jahrhundert als Besitzer des Gehöfts Nr.1 in Dankersen nachweisbar. Der Gedenkstein wurde von der Stadt Minden unter Denkmalschutz gestellt.

Seine Blütezeit hatte die Clus wohl in den 50 Jahren. An der Bundesstraße 65 befanden sich zwei Tankstellen, zwei Lebensmittelgeschäfte, zwei Malergeschäfte, zwei Gaststätten, eine Bäckerei, eine Schlachterei und ein Friseur. Eine Infrastruktur, die keine Wünsche offen lies.

Das legendäre „Stickebeerenfest“, das Erntefest der Clüsker zeugt von einem ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefüht. Vor dem 2. Weltkrieg wurde das Erntefest in einem großen Zelt auf niedersächsischer Seite gefeiert. Bis zu Beginn der 50er Jahre gefeiert währte diese Tradition.

Vor dem zweiten Weltkrieg hatten die Clüsker ihre eigene Schützenkompanie, der die Schießanlage zwischen der „Großen Klus“ und „Bad Nammen“ mitbenutzte.

Ab dem Jahr 1950 wurde das „Pfeife rauchen“ im „Clüsker Pfeifenclub“ kultiviert. Etwa zwei Dutzend Männer gründeten einen Verein und frönten im Vereinslokal „Große Klus“ ihrem Hobby. Den Frauen wurden nicht aufgenommen, ihnen gönnte man eine Lakritzpfeife.

Die „Beeke“, wie der Grenzgraben von allen genannt wurde, empfand man nicht als trennend, obwohl sich noch viele an den Schlagbaum zwischen Clus 113 und der Beeke erinnerten.

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